Der Ort nahm mich schnell in den Zauberbann des Entfernten, Abgeschiedenen. Hier zählten tagsüber nur Wellenrauschen, Sonnenglut, Fahnenknattern. Selbst den Möven war der Weg hierher zu weit. Selten einmal ein schwebender Vorbeiflug. Alles im Blick, aber gar kein Kreischen, Ruhe selbst in der Luft also.
Ich traf Nuno eigentlich nicht bewusst, sondern am ersten Abend traf er mich. Am Anfang hatte hatte ich nur einen schwarzen Punkt gesehen, der meine Aufmerksamkeit nicht sonderlich erregte. Mein Blick fixierte ihn. Er verharrte in seiner Bewegung. Nach einer Weile bewegte er sich weiter. Eckig. Suchend. Er kam mir näher. Ich ignorierte ihn. Vergaß ihn einfach und las weiter in meiner spannenden Lektüre. PalmOne Treo600 - für die Eingeweihten.
Die Luft roch gut nach frischer Meeresbrise. Das Duschwasser rann an mir herunter - ich hatte Nuno vergessen. In meinem Kopf stolperte die Erinnerung an die Steine der braunen verbrannten Landschaft, an meiner Haut kratzte der Rosmarin am Wegesrand und die Schnecken an den Schilfgräsern amüsierten mich in ihrem Drang nach feuchter Abendluft.
Der Wind knatterte an der Plastikscheibe des Hotelzimmers: Der strenge West-Nordwest drückte gegen das Haus und konnte es doch nicht beiseite schieben. Dafür konnte der Wind sich mit seinen Geräuschen in meine Träume drängen und mich in meinen weißen Laken zum wandernden Mitternachtsgeist machen.
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