Massentötungen im Wald bei Riga
Eines Tages kehrte Ernst Kahn von der Arbeit in das Ghetto zurück und fand den Teil, wo er untergekommen war, menschenleer vor: Am 30. November 1941 waren mehr als die Hälfte der Bewohner, 15.000 Menschen, Frauen, Kinder, alte Menschen, in den Wald bei Rumbola geführt und dort ermordet worden. - Die Mutter von Ernst, Rosie Kahn, war auch darunter.
Mehrere Tage weinte Ernst und konnte die schreckliche Wahrheit nicht verkraften.
Am 9. Dezember 1941 wurden weitere 12.000 Ghettobewohner ermordet. Die schaurige Logik des Mordens: Die Getöteten mussten Platz machen für die ersten Massentransporte aus Deutschland: Am 27. November 1941 war der erste Sammeltransport nach Riga von der Synagoge in der Levetzowstraße aus in Bewegung gesetzt worden. Tausende folgten allein aus Berlin, weitere Tausende aus anderen deutschen Städten.
Die Massentransporte aus Deutschland führten dazu, dass im Ghetto Straßennamen eingeführt wurden, die die Herkunft der Bewohner anzeigten: Berliner Straße, Bielefelder Straße usw. In dem Stadtteil, in dem zuvor 3.000 Menschen gelebt hatten und der sogar flächenmäßig noch einmla halbiert worden war, mussten nun 30- bis 40-tausend Menschen vegetieren.
Durch die Enge verschlechterten sich die hygienischen Zustände dramatisch, der extrem kalte Winter zehrte an den Kräften und die immer schlechter werdende Versorgung mit Nahrung wurden die Menschen anfällig gegen Krankheiten. Hautausschläge und Durchfallerkrankungen schwächten die Ghettobewohner.
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