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Die Tage in Brüssel
Nach der Befreiung aus dem KZ in Magdeburg verließ Ernst mit einigen Belgiern und Franzosen Deutschland mit dem Zug, um nach Brüssel zu gelangen. In dem Zug wurde er, aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse, als entflohener Soldat oder sogar als ehemaliger SS-Verbrecher verdächtigt. Daraufhin wurde er von zwei belgischen Polizisten aus dem Zug geholt. Die Begleiterin, die Ernst und die Belgier und Franzosen auf der Reise nach Brüssel begleitete, versicherte, dass er kein SS-Verbrecher gewesen sei, sondern ganz im Gegenteil sogar selbst ein Opfer der Grausamkeiten der SS war. Doch die Kontrolleure blieben hartnäckig und wollten ihn auf die typische SS-Kennzeichnung - eine Tätowierung unter dem Arm - prüfen. Genau an dieser Stelle besaß Ernst Kahn die Narbe des Geschwürs, das jüdische Gefangene während der Zeit im KZ mit einem geschärften Löffel öffneten. (» KZ Kaiserwald) Beinahe wäre er, das Opfer, auf dem Weg aus Deutschland heraus von den Kontrolleuren als Täter in Gewahrsam genommen worden. Doch nach vielen Telefonaten wurde den belgischen Polizisten versichert, dass es sich nicht um ein Täter, sondern um ein Opfer handele. Nach einem nervenzehrenden 24-stündigen Aufenthalt, konnte die Fahrt nach Brüssel endlich weitergehen.
Dort begann für ihn, nach den grauenvollen Kriegsjahren, ein neuer Lebensabschnitt. Aufgrund seiner guten Französischkenntnisse, hatte Ernst keine Probleme mit der Verständigung in Belgien.
Sein Hauptziel in Belgien, das Bild links zeigt ihn mit einem Freund in Lüttich - war neue Papiere – er besaß seit der Inhaftierung durch die SS in das KZ nichts mehr, was ihn hätte identifizieren können - und einen Aufnahmeantrag in die USA zu stellen. Doch die Zeit in Brüssel schleppte sich dahin. Denn er brauchte eine Gesundheitsbescheinigung, eine Bescheinigung von gutem Betragen, keine kriminelle Gerichtsakte und einen Unterstützer, der garantierte, dass er keine Last für die Vereinigten Staaten von Amerika sei. Ebenfalls musste er sich bereits um eine Unterkunft und einen Arbeitsplatz in den USA bemühen. Bei all diesen formellen Beantragungen und Schreiben wurde Ernst Kahn von seinem Onkel, der bereits in Amerika lebte, unterstützt. Insgesamt dauerten die Vorbereitungen zur Emmigration und Ausstellung der Papiere zwei Jahre.
Um ein wenig Abstand von seiner Vergangenheit zu gewinnen, wechselte Ernst Kahn in Brüssel mit der Beantragung seiner Papiere seinen Namen. Statt Ernst Kahn, nannte er sich von nun an Ernest Kan, auch, weil er den Klang - französisch mit einem Nasallaut ausgesprochen - schöner fand.
In Brüssel lernte Ernest Kan einen ehemaligen KZ-Gefangenen kennen, der Zahnarzt war. Dieser bot ihm an seinen zerschlagenen Zahn, der bei dem Spannen eines Drahtseiles absplitterte, kostenlos zu reparieren, um den Antlitz des hübschen, jungen Ernest Kan nicht zu ruinieren.
Im Jahr 1947 konnte Ernest Kan endlich mit seinen beantragten Papieren in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandern, wo er sich eine neue Existenz – weit weg von den grausamen Orten in Europa - aufbaute und eine Familie gründete.
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