Die rosa Frau erklärt mir meine Situation: "Sie schweben in großer Gefahr. Wir haben Sie entführt um Sie zu schützen. Sie haben eine Dose gestohlen. Die gehört einer Firma. Nein, nicht die Dose, ich meine den Chip, der Chip, der in die Creme der Dose eingebettet war. Der gehört der Firma. Die Firma ist eine japanische Firma, mit Sitz hier in Tokyo. Sie stellt Spezialchips her, für die Robotersteuerung. Roboter! - Sie erahnen die Bedeutung? Es geht hier um militärische Roboter. Nicht um Bodenstaubsauger, nein, nein." "Nun müssen wir Sie verstecken. Die glauben, dass Sie zuviel wissen, weil Sie die Dose genommen haben. Aber das war Zufall, nicht wahr?" "Unser Kurier saß in der Toilette neben Ihnen, als Sie die Dose nahmen." Hab' ich's mir doch gedacht. Es durchfuhr mich. Stolz war ich auf mich. Ich hatte Recht gehabt mit meiner Spekulation, als ich beim Zoll festsaß und Zeit hatte über alles nachzudenken. "Keiner wusste, dass es eine Falle der Firma war. Ja, die Firma, die die Roboter herstellt, hat uns beauftragt, einen ganz speziellen Chip nach Japan zurückzubringen - wir wissen nur nicht, ob tatsächlich der Chip in der Dose war oder nur ein Fake. Die Firma, so schrieb unser Informant aus London vor einer Monat, soll ein überaus großes Interesse an einem ganz speziellen, einem unregistrierten Exemplar aus einer bestimmten Chipserie haben. Alles war in unserem Sinne vorbereitet - wir sollten den Chip von unserem Informanten in London bekommen, ein Kurier sollte ihn übernahmen und nach Japan bringen, ja, und - und da kamen Sie dazwischen. Man hielt Sie für den Kurier, glauben wir. - Es muss eine versteckte Funkcamera gegeben haben. Alles wurde beobachtet. Die wussten bescheid. Die waren vorbereitet." Sie machte eine Pause. "Und wenn ... wenn das so ist, dann sind Sie in Gefahr, in großer Gefahr, daher haben wir Sie in Sicherheit gebracht." In meinem Kopf kreiselten die Gedanken ... Wie und wo und vor allem WER hat die mich denn nun ... gekidnapped? "Ich habe keinerlei Erinnerung!" sage ich zur rosa Frau. Sie macht eine ernstes Gesicht, verbeugt sich wieder und wieder, "GOMEN GOMEN", angestrengt lächelnd, um Verständnis bittend,: dann sagt sie: "Sie haben den Automaten-Kaffee getrunken, auf dem Bahnsteig in Tokyo." Ich bin erstaunt: "Aber konnten Sie denn wissen, dass ich eine Dose aus dem Automaten ziehen würde? Das war doch Zufall?" Sie zögert, dann nickt sie eifrig: "Ja, ja, Sie haben Recht, was sie jetzt denken, stimmt ... aber wir hatten noch andere Optionen, wissen Sie." Warum diese Leute das Ding auf eine für mich komplett idiotische, nee, einfach nur --- anstrengende --- Art und Weise durchziehen wollten, dazu sagte die rosa Frau bisher leider nichts. Eine spannende Frage doch eigentlich, oder? Mehr interessiert mich allerdings die Frage, wie sich mein Krimi nun auf der folgenden Seite weiterliest. Denn dazu fällt mir in meiner misslichen Lage leider gar nichts ein. Ich bin doch hier um Japan zu bereisen, zu schauen, zu filmen, zu fotografieren. Accrochagen will ich zusammenstellen, ja sogar Musik komponieren steht auf meiner eigentlichen Agenda. Und nun dieser Schlamassel hier. Was soll ich hier auf dem Lastwagen? Also, meine Herrschaften, wie geht es weiter? Ich war schläfrig und musste unvermittelt wieder an Zero und Web denken. Vielleicht, weil Zero oft nach Japan gefahren war und oft so plastisch alles erzählt hatte. Keine Ahnung. »weiter Kapitel 3